Lese-Rechtschreibschwäche / Legasthenie


LRS, Legasthenie, ... - Was ist das Eigentlich?

Die Begriffe Legasthenie, Dyslexie, Lese-Rechtschreibstörung oder Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (auch kurz: LRS) lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen und werden in der Fachliteratur meist synonym verwendet.

Sie alle beschreiben gravierende und anhaltende Probleme beim Erlernen des Lesens und/oder Rechtschreibens. Es handelt sich somit um eine Lernstörung.

Es sind nicht automatisch immer beide Bereiche betroffen. Es kommt vor, dass nur das Lesen Schwierigkeiten bereitet oder aber nur das Rechtschreiben schwerfällt. Man spricht dann von einer isolierten Lesestörung bzw. einer isolierten Rechtschreibstörung.

Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO

Die ICD-10 ist das internationale Klassifikationsschema der WHO. Eine „umschriebene Lese-Rechtschreibstörung“ (LRS) kann laut ICD-10 nur festgestellt werden, wenn:

  • eine mindestens durchschnittliche Intelligenz vorhanden ist.
  •  der Schulbesuch ausreichend und regelmäßig erfolgt ist.
  • KEINE psychische Störung vorliegt.
  • KEINE Hirnschädigungen vorliegen


In der ICD-10 findet man noch keine Definition der isolierten Lesestörung, in der aktualisierten Fassung, der ICD-11, ist sie jedoch aufgeführt.

Welche Ursachen gibt es?

Es herrscht heute in der Forschung Einigkeit darüber, dass einer LRS neurobiologische Ursachen zugrunde liegen. Menschen mit LRS verarbeiten Sprache anders.

Zudem spielt auch die Genetik eine Rolle: Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, LRS zu entwickeln, für Kinder höher ist, wenn z. B. auch ein Elternteil davon betroffen ist.

Wie häufig ist LRS/Legasthenie

Aktuelle Studien liefern dazu diese Zahlen:


  • 3 - 11 % aller Kinder und Jugendlichen weltweit haben eine LRS.
  • 2 - 9 % haben eine isolierte Rechtschreibstörung.
  • 4 - 7 % haben eine isolierte Lesestörung.
  • 2 - 6 % haben eine kombinierte Lese-Rechtschreibstörung.

Anzeichen für LRS

Hinweise für eine Lesestörung können sein:


  • Eine hohe Fehleranzahl beim Vorlesen.
  • Eine auffällig langsame Lesegeschwindigkeit.
  • Mangelnde oder falsche Betonung beim Vorlesen.
  • Gelesenes kann nicht dem Sinn nach wiedergegeben werden.


Hinweise für eine Rechtschreibstörung können sein:


  • Schwierigkeiten beim Zuordnen von Lauten zu Buchstaben.
  • Probleme beim Zerlegen eines Wortes in seine einzelnen Laute.
  • Buchstaben werden fälschlich ausgelassen, vertauscht oder hinzugefügt
  • Eine hohe Fehleranzahl beim Schreiben.


Die Fehlerart gibt keinen Hinweis auf Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung: Es gibt keine typischen „LRS-Fehler“.

Wie wird LRS diagnostiziert?

Zu einer umfassenden LRS-Diagnostik gehören:


  • Ein Anamnesegespräch (Entwicklungsprofil des betroffenen Kindes, Situation in der Familie und in der Schule).
  • Abklärung, ob ggf. begleitende Störungen vorliegen (z. B. ADHS).
  • Intelligenzmessung
  • Körperliche Untersuchung (z. B. Überprüfen der Seh- und Hörfähigkeit).
  • Durchführung von Lese- und Rechtschreibtests.

Ab welchem Alter kann man LRS feststellen?

Die Diagnose LRS kann erst nach dem Schuleintritt gestellt werden. Es sollten so früh wie möglich Maßnahmen ergriffen werden, wenn im Lese- und Rechtschreibunterricht anhaltende Schwierigkeiten bestehen (länger als sechs Monate)

Bereits im Vorschulalter ist es jedoch möglich, Risikofaktoren für spätere Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu überprüfen.

Dazu gehören z. B.:


  • Auffälligkeiten in der sprachlichen Entwicklung
  • Probleme beim Zerlegen von Wörtern in Silben
  • Probleme beim Unterscheiden von Lauten

Was hilft bei LRS?

Wirksam sind Methoden, die an den Symptomen ansetzen, also immer das Lesen und/oder Rechtschreiben einbeziehen.
Wichtig ist dabei, den Entwicklungsstand eines Kindes beim Erwerb der Schriftsprache genau einzuschätzen und die Übungen individuell zu gestalten.

Grundprinzipien einer wirksamen LRS-Förderung

  • Lernangebot an den Entwicklungsstand des Kindes anpassen.
  • Komplexität des Lernstoffs reduzieren.
  • Lernstoff in überschaubare „Portionen“ aufteilen.
  • Für das Kind lösbare Aufgaben wählen.
  • Lob auch bei kleinen Lernfortschritten.
  • Bewusstmachen sprachlicher Strukturen.
  • Strategien vermitteln.
  • Regelmäßiges Wiederholen des Erlernten.
  • Lernspiele und Rätsel zum Auflockern einsetzen.
  • Regelmäßig die Lernfortschritte überprüfen.

Wie bekommt man eine LRS-Therapie?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine LRS-Therapie zu erhalten. Erste Ansprechpartner und -partnerinnnen sind Kinder- und Jugendpsychologen bzw. Kinder- und Jugendpsychiater, die eine offizielle Diagnose stellen und zum weiteren Vorgehen beraten können.
Sie können auch Kontakt zu unserer Praxis aufnehmen, um sich zu informieren (gerne per E-Mail).

Literatur zum Thema

G. Schulte-Körne & K. Galuschka: Ratgeber Lese-/Rechtschreibstörung (LRS). Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher (Hogrefe).


Elternratgeber auf der Homepage des Bundesverbandes für Legasthenie (BVL):
https://www.bvl-legasthenie.de/images/static/pdfs/bvl/8_Elternratgeber_2018.pdf

Wenn Sie einen Termin für einen Test vereinbaren möchten oder Fragen haben, kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail.